Floppy Poppy

30-11-2018

Zum zweiten Gedenkjubiläum des Weltkriegszeitalters wird die Europäische Union keinerlei Anregung brauchen, um eine Wiederholung verschiedener Fehlanzeigen zum ersten Weltkriegsjubiläum zu verhindern. Eine einseitige Fokussierung auf dieses Zeitalters zweite Episode ist jedoch nicht länger zu rechtfertigen.

2014 schmückte die EU ihr Brüsseler Haus mit einer Abbildung von riesigen „Poppies“. Damit wurde die Jahrhundertgedenkfeier des Ersten Weltkrieges symbolisch eingeläutet. Unsere Kritik lautet: im Entwurf kommen nicht beide, sondern eine Seite zum Ausdruck. Hinzu kommt ein flächendeckender Punkt der Kritik. Am anderen Extrem des Zeitlaufs 2014–2019 ging die Union leer aus. Sie versäumte vier bzw. fünf Jahre später (2018–2019) fast vollständig, den Centenaire auszuläuten. Während ein Banner wie 2014 fehlte, gedachte ihr Haus der Europäischen Geschichte 2018 des militärischen Centenaire an ein paar Veranstaltungen, welche sich durch ein ungleichgewichtiges Aufgebot von Nationalitäten bzw. Mitgliedstaaten unterschieden. Sieben Monate später war gegen die Vollständigkeit des erinnerungskulturellen Versäumnisses gar nichts einzuwenden. Es schien schwierig, einzuschätzen, der chaotische Alleingang Brexit-Englands dabei vordergründig oder im Hintergrund eine Rolle spielte. Objektiv betrachtet regt gerade dieser offenkundig antieuropäische Abgang  dazu an, sich auf politisch neutrale Differenzierung der „Blumenpracht“ von 2014 einzulassen.

2016, inmitten des ersten Jahrhundertgedenkens des Weltkriegszeitalters, sprachen sich die Briten für die Beendigung der EU-Mitgliedschaft aus. Beim Gedenken des militärischen Centenaire, am 10. November 2018 in Compiègne (Rethondes), hielt die Londoner Regierung es weder für sinnvoll deren Entente von damals zu ehren, noch neben die Regierungsleiterin Deutschlands und den gastierenden Staatsoberhaupt Frankreichs zu treten. Sie glänzte in Abwesenheit. Zur Hundertjahrfeier von Versailles wurden beide Ebenen der Erinnerungskultur, d.h. die nationale und gesamteuropäische, von einer Amnesie geprägt, mit der sich die EU über beide Jahrzehnte zwischen den großen Weltkriegsgedenken grundlegend auseinandersetzen soll.



Vielfalt der Blumenpracht

2020 begleitete der Volksbund für deutsche Kriegsgräberfürsorge in Deutschland die alljährliche Gedenkfeier u.a mit dem folgenden Bild: